
Reise durch Russland: Querschnitt eines unendlichen Landes
Die Mathias-von-Flurl-Schule beteiligte sich in diesem Jahr erstmals an der Aktion „Europa macht Schule”. Grundgedanke dieses Projekts ist es, den Schülerinnen und Schülern Europa auf lebendige Weise nahezubringen.
Dabei planen Gaststudierende aus verschiedenen europäischen Ländern Unterrichtseinheiten, die sie anschließend vor einer Klasse präsentieren. Bei der Auftaktveranstaltung wurde der Mathias-von-Flurl-Schule die Politikwissenschaftsstudentin Arina Sviridova aus Moskau (Russland) zugeteilt. Sie absolviert seit Oktober ein Auslandssemester an der Universität Regensburg.
Im Rahmen von zwei Vorbereitungstreffen plante Frau Sviridova zusammen mit der Betreuungslehrkraft StR Michael Hien einen Projekttag, bei dem ihr Heimatland vorgestellt werden sollte. Die Wahl des Kernthemas lag bei der Studierenden, die je nach eigenem Interesse und Hintergrund entscheiden konnte. Die Betreuungslehrkraft unterstützte bei der didaktischen Umsetzung. Der Fokus der Vorbereitung lag auf einer möglichst kreativen und anschaulichen Präsentation der ausgewählten Inhalte. Zudem sollten die Schülerinnen und Schüler aktiv in die Projektarbeit einbezogen werden.
Der Projekttag wurde mit der Klasse GSV 10c durchgeführt. Dabei beeindruckte die Referentin mit ihren Deutschkenntnissen. Sie sprach frei und konnte auch Zwischenfragen problemlos beantworten. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren viel über Russland, das größte Land der Erde. 146 Millionen Einwohner leben auf einer Fläche, die 50-mal so groß ist wie Deutschland. Weitere Fakten über Russland wurden kurzweilig per Video und PowerPoint präsentiert und anschließend in einem Quiz abgefragt.
Im Mittelpunkt des Vortrags stand das russische Schulsystem, das aus einer 11-jährigen Gesamtschule besteht. Je nach Leistung bei den Abschlussprüfungen wird entscheiden, auf welchen Universitäten die jungen Russen studieren dürfen und ob das Studium kostenfrei oder kostenpflichtig ist. So benötigt man in den vier Abschlussprüfungsfächern 375 von 400 Punkten für ein kostenfreies Studium. Ansonsten fallen Studiengebühren in Höhe von 500 – 7000 Euro pro Jahr an. Die Referentin ging auch auf Unterschiede zwischen Deutschland und Russland ein, die sie selbst am Anfang überrascht haben. So sind es die Russen nicht gewohnt, dass Geschäfte nur zu bestimmten Ladenöffnungszeiten ihre Waren anbieten. In Russland ist eine „24/7″-Öffnung üblich. Busse haben in Russland keine festen Haltestellen und Fahrpläne. Die Kosten für die Nutzung des Internets betragen nur einen Bruchteil (unbegrenzte Datenflatrate für 5 Euro). In Russland gibt es zudem keine Dialekte (bayrisch stellt Fremdsprachler hingegen vor große Probleme).
Als fachlicher Schwerpunkt wurde das russische Gesundheitssystem beleuchtet. Es gibt in Russland keine Pflichtkrankenversicherung, sodass Behandlungen meist kostenpflichtig sind. Die Referentin betonte, dass der Standard in deutschen Praxen und Krankenhäusern deutlich höher sei als in Russland. Es gibt grundsätzlich weniger medizinische Geräte, die zudem eher (ver)alt(et) sind.
Aufgelockert wurde die Präsentation durch verschiedenen Spiele, Zuordnungsaufgaben und Quizrunden.
Zum Schluss gab es noch eine wichtige Information: „Wodka Gorbatschow”, der in Deutschland am meisten verkaufte Wodka, würde ein Russe niemals trinken.
Am Ende waren sich Studentin, Schülerinnen und Schüler sowie Betreuungslehrkraft einig, dass das Projekt – trotz des großen Vorbereitungsaufwands – erfolgreich war und beide Seiten voneinander gelernt und profitiert haben.
Wer nun Interesse an Russland, seiner Kultur und Sprache hat, dem sei folgende Liste russischer Wörter empfohlen: Kartoffel, Schlagbaum, Büstenhalter, Gastarbeiter, Strafe, Rucksack, Wunderkind, Kurort. Russische Wörter? Genau…diese Wörter sind in deutscher und russischer Sprache identisch!
StR Michael Hien